Dompropst em. Gerd Bachner
Kath. Kirchengemeinde St. Marien Delmenhorst Köln, den 17.6.2024
Liebe Schwestern und Brüder der Gemeinde St. Marien in Delmenhorst!
Am 25. April diesen Jahres war ich wieder einmal in der St. Marienkirche, um an mein 70-jähriges Jubiläum meiner hl. Erstkommunion zu denken. Nach einem persönlichen Gebet, dem Anzünden einer Kerze und dem Eintrag in das Fürbitt- Buch traf ich am Eingang der Kirche Frau Marianne Etrich. Aus dem Gedankenaustausch ergab sich ihre Bitte, Ihnen aus Köln einen Gruß zu schreiben und einige Fragen zu beantworten. Gerne komme ich dieser Bitte nach.
Auf der Flucht von Ostpreußen wurde ich 1945 in Burgstädt/Sachsen geboren. Über das Lager Friedland kamen wir dann im März 1946 nach Delmenhorst. Hier habe ich meine Kindheit verbracht. Im April 1954 ging ich in der St. Marienkirche zur ersten heiligen Kommunion. Im Juli 54 zogen wir dann um nach Düsseldorf. In den Jahren in Delmenhorst haben wir in vier verschiedenen Wohnungen gelebt – zuletzt in der
Oldenburger Straße. Im nahen Wald haben wir oft als Kinder gespielt. In der katholischen Grundschule drückte ich die Schulbank. Es war eine sehr schöne Zeit!
An die Feier der hl. Erstkommunion erinnere ich mich noch gut: zum ersten Mal schick mit kurzer Hose und Jacket, aber doch sehr ungewohnt. Und die kirchliche Feier hat mich tief beeindruckt! Die Marienkirche ist mir stets in guter Erinnerung geblieben! Hier in der Kirche habe ich als Kind auch im Schriften- Stand ein kleines grünes Heft gefunden: „Gott braucht Priester“ und beim Lesen habe ich zum ersten Mal an eine Berufung zum Priester gedacht.
So verbinde ich meinen priesterlichen Weg sehr stark auch mit der St. Marienkirche: der erste intensive Kontakt mit unserem Herrgott! Jetzt lebe ich schon viele Jahrzehnte im Rheinland – erst in Düsseldorf und seit 35 Jahren in Köln. Aber immer, wenn ich meine Verwandten in Norddeutschland besuche, spüre ich etwas von dem, was man Heimat nennt: die Kinderjahre prägen uns doch mehr als wir denken. Und so war ich in den letzten Jahren auch schon öfter in der St. Marienkirche zum Gedenken und zum Gebet. In meinem Arbeitszimmer hängt noch immer das Mosaik der Gottesmutter aus der St. Marienkirche, das wir zur Heiligen Erstkommunion geschenkt bekommen haben. So manches hat sich in der Marienkirche positiv verändert – sie ist heller geworden, und der wunderbare Gesamteindruck ist geblieben. Besonders beeindruckt hat mich in diesem Jahr die digitale Tafel im Vorraum der Kirche: das Gemeindeleben wird in einer modernen Weise angemessen zum Ausdruck gebracht. Da ich gebeten wurde, auch einige Sätze zu meinem beruflichen Werdegang zu schreiben, will ich dies gern in aller Kürze tun: 1972 nach Studium: Priesterweihe im Kölner Dom. Dann war ich drei Jahre in einer sozialen Brennpunkt – Pfarrei in Köln tätig.
Danach durfte ich 25 Jahre die Kölner Priester ausbilden: im Theologenkonvikt in Bonn und im Priesterseminar in Köln. Es folgen dann 14 Jahre im Erzbischöflichen Generalvikariat als Leiter der Hauptabteilung Schule/Hochschule, wo ich wieder viel mit jungen Menschen das Leben und den Glauben teilen durfte. Die letzten Dienstjahre wählte mich das Kölner Dom- Kapitel zum Dompropst des Kölner Doms: von 2015-2020. Da das Statut des Kapitels festlegt, dass man mit 75 Jahren das Amt abgibt, wurde ich vor vier Jahren emeritiert. Der Dompropst, so die Frage – ist der „Hausherr“ der Kathedrale des Erzbischof von Köln. Er leitet das Domkapitel und ist verantwortlich für die etwa 200 Mitarbeiter-/ innen der Dombauhütte und der anderen Bereiche (Seelsorge, Personal, Finanzen). Im jetzigen „aktiven Ruhestand“ feiere ich die hl. Messen im Dom, spende im Dom und in der Stadt den Gläubigen die Sakramente, halte im Dom „abendliche Glaubenswege“ und springe ein, wo ich helfen kann. In Zukunft werde ich auch regelmäßig Sie alle in mein Gebet einschließen und hin und wieder eine Kerze im Dom für Sie entzünden.
Einen lieben und herzlichen Gruß an meine erste Heimat- Gemeinde St. Marien in Delmenhorst!
Ihr Gerd Bachner